Sehr geehrte Mitglieder des deutschen Bundestages,
Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung und der Bundesministerien
Vehrehte Kolleg:innen des Auswärtiges amtes
Exzellenzen und Kollegen:innen des Diplomatischen korps,
Liebe Landsleute und Freunde Perus in Deutschland,
Meine Damen und Herren
Es ist für uns Alle eine besondere Freude, mit Ihnen den 201. Jahrestag der Gründung unserer Republik zu zelebrieren.
Dieses nationale Jubiläum findet in einer besonders schwierigen und heiklen inneren und internationalen Konjunktur statt. Intern weist die politische Situation in unserem Land – insbesondere seit dem Amtsantritt unserer derzeitigen Regierung vor genau einem Jahr – einen ungewöhnlichen Grad an Polarisierung auf, welche aber, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, schon seit mehreren Jahren anhält.
Diese Tatsache macht es umso schwieriger, eine Reihe von Reformen in verschiedenen Bereichen Voranzutreiben, die allesamt dringend notwendig sind. Hinzu kommt die wachsende und nachvollziehbare soziale Unzufriedenheit aufgrund der steigenden Preise, der Kontraktion der Wirtschaft und der Verschlechterung der Lebensqualität. Der einzige Ausweg aus all dem ist, wie Sie mir sicher zustimmen werden, harte und ehrliche Arbeit, gute Regierungsführung – effizient und frei von Korruption – und eine gerechte Verteilung des Wohlstands. All das, im Rahmen eines offenen Dialogs zwischen allen Akteuren der Politik und der peruanischen Gesellschaft, die ihre kurzsichtigen Interessen beiseite legen müssen , um das höhere Gut erreichen zu können, nämlich der Wohlstand der Nation und deren Einwohner, aber besonders der Ärmsten.
Covid-19 hat sich leider nicht von uns verabschiedet, auch wenn es zum Glück zeitweise etwas nachgelassen hat. So konnte dieser Empfang mit Ihnen allen noch einmal stattfinden. Dennoch sind die Auswirkungen der Pandemie nach wie vor in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und der Wirtschaft unserer Staaten immer noch deutlich spürbar, vor allem was die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen, das Gesundheitswesen, die Beschäftigungszahlen und die Probleme im internationalen Handel anbelangt. An dieser Stelle möchte ich nochmals mit Nachdruck betonen, dass wir diesen gemeinsamen Herausforderungen nur durch eine Stärkung der internationalen Zusammenarbeit – sowohl im Bereich der Gesundheit als auch in allen anderen Bereichen – erfolgreich entgegentreten können.
Gerade als es in diesem Jahr danach aussah, als würden sich die Welt und Peru nach zwei langen Pandemiejahren allmählich erholen, brach ein furchtbarer Konflikt in Europa aus. Am 24. Februar dieses Jahres hat die Russische Föderation die Republik Ukraine angegriffen. Mein Land, Peru, hat diesen völkerrechtswidrigen Aggressionsakt klar verurteilt. Das schreckliche Leid welches er hervorgebracht hat, insbesondere unter der Zivilbevölkerung, erschüttert uns zutiefst, wie auch seine weltweiten Konsequenzen unsere größte Besorgnis hervorruft. Dieser Krieg muss enden. Ein gerechter und dauerhafter Frieden, der voll und ganz das Völkerrecht achtet, muss sich durchsetzen.
Meine sehr verehrte Damen und Herren,
inmitten dieser schwierigen nationalen und internationalen Konjunkturlage ist es der peruanischen Wirtschaft dennoch gelungen, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 3,48 % zu wachsen. Nach unseren Schätzungen werden die Exporte bis Dezember des laufenden Jahres 66,5 Milliarden US-Dollar erreichen, das heißt, fast 20 % über dem Stand vor der Pandemie. Außerdem wird trotz des Rückgangs des Kupferpreises, unseres wichtigsten Exportprodukts, die Quellaveco-Minenanlage im Süden Perus noch in diesem Jahr in Betrieb genommen. Es handelt sich hierbei um eines der fünf größten Kupfervorkommen der Welt. Es handelt sich dabei um das größte Bergbauprojekt in meinem Land mit einer Gesamtinvestition von 5,5 Milliarden US-Dollar und soll in den ersten zehn Betriebsjahren mehr als 300.000 metrische Tonnen dieses Mineralstoffes fördern.
Hinzu kommt die beachtliche Leistung der Agrarexporte, die aufgrund der gestiegenen Marktpreise für Kaffee und des anhaltenden Wachstums unserer Obstexporte schätzungsweise 9,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 übersteigen werden. Peru ist ein international anerkanntes Exportland für landwirtschaftliche Produkte, Fischereierzeugnisse und hochwertige Textilien.
Die Internationale Lage hat dazu geführt, dass die Exporte von fossilen Brennstoffen aus Peru vorübergehend gestiegen sind. Im Vergleich zum Mai 2021 hat mein Land seine Exporte von Verflüssigtem Erdgas (also LNG) fast um 71% gesteigert. Aus Peru ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres LNG im Wert von mehr 1,2 Milliarden Euro nach europa exportiert worden. Wir sind zuversichtlich dass wir, nach der Fertigstellung der hiesigen Erdgas-Terminals, auch LNG nach Deutschland ausführen werden.
Erwähnen möchte ich auch die aktive Teilnahme Perus an internationalen Messen in Deutschland, der Anuga in Köln, der Biofach in Nürnberg, von der ich kürzlich zurückgekehrt bin, nachdem ich unseren Messestand dort einweihen durfte oder der Fruit Logistica hier in Berlin.
Angesichts der weltweiten Bedeutung einer solchen Messe und unserem Status als Netto-Lebensmittelexporteur hat die Staatsministerin für Außenhandel Perus im April diesen Jahres unsere Delegation auf der Fruit Logistica geleitet. Sie führte auch Gespräche mit dem Beauftragten des Bundeskanzlers für G7/G20-Angelegenheiten; der Parlamentarischen Staatsministerin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und mit der Abteilungsleiterin für Lateinamerika im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die deutsch-peruanischen Beziehungen sind von einer engen Freundschaft geprägt. Die Übereinstimmung unserer beiden Staaten in Bezug auf die demokratischen Grundsätze und Werte ist von grundlegender Bedeutung und ermöglichen dieser Beziehung andere relevante Bereiche wie Handel, Zusammenarbeit, Wissenschaft und Technologie, Kultur, Gesundheit und Bildung, auszuweiten. Auch der Umweltschutz ist ein dringendes und zentrales Thema für beide Länder. Ja, wir sind jetzt inmitten einer komplexen aber auch unvermeidbaren Wende, die mit der heutigen Lage noch komplizierter und schwieriger geworden ist. aber unsere Klimaziele bestehen voll und ganz in Emissionsreduktion, erneuerbaren Energien und auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff. Wir verstehen, dass das ein Prozess ist und wollen es konsequent verfolgen.
Sowohl die Bekämpfung der Korruption, ein Phänomen, welches dem Land und vor allem sozialschwachen Menschen so viel Schaden zufügt, als auch die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sind fundamentale Ziele einer jeden verantwortungsbewussten Regierung. Darum danke ich der Bundesrepublik Deutschland im Namen meines Staates für die umfangreiche Zusammenarbeit in diesen wichtigen Fragen und auch auf den Gebieten des Good Governance, der Demokratie und der Menschenrechte in Peru. Ich habe keinen Zweifel, dass diese Zusammenarbeit sich ausweiten und vertiefen wird.
Auch möchte ich ausdrücklich die Unterstützung der Bundesregierung hervorheben, welche die Einladung zum Beitritt meines landes zur OECD herbeigeführt hat. Der Leitplan, den Peru jetzt dafür einhalten muss, wird eine große Herausforderung für mein Land sein. An dieser Stelle, bedanke ich mich im Voraus für die Kooperation, die wir sicherlich in diesem Bereich von Deutschland erhalten werden.
Die harmonische und nachhaltige Entwicklung der Völker ist ein weiteres Ziel, für das sich meine Botschaft einsetzt. Aus diesem Grund möchte ich auch die anhaltende technische und finanzielle Zusammenarbeit erwähnen, die Deutschland in Peru leistet. Wir sind ein globaler Partner Deutschlands in der neuen Kooperationsstrategie der BMZ, und sind sehr stolz darauf.
Neben der offiziellen Zusammenarbeit gilt mein Dank dem Deutschen Roten Kreuz, den kirchlichen Institutionen, den privaten Vereinen und den deutschen Bürgerinnen und
bürgern, die Peru uneigennützig und auf ständiger Weise, aber besonders während der Pandemie unterstützt haben und es noch tun.
Ich bin sehr stolz darauf, dass der berliner Bezirk Treptow-Köpenick eine wunderbare Stadt-Partnerschaft mit der Andenstadt Cajamarca schon mehr als zwanzig sehr fruchtbare Jahre führt. Das ist Völkerverständnis pur.
Im gleichen Sinne freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass unsere beiden Länder ein „Work and Travel“-Vereinbarung getroffen haben. Nach seiner Unterzeichnung wird es den Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern beider Länder, in erster Linie den jungen Menschen, weiter fördern.
Die Konsolidierung unserer kulturellen Beziehungen ist ein weiterer Schwerpunkt der diplomatischen Tätigkeit Perus in Deutschland. im letzten Jahr wurde dieses Ziel durch die kontinuierliche und effiziente Zusammenarbeit mit den Behörden des Auswärtigen Amtes und der Bundespolizei sowie der verschiedenen zuständigen Bundesländer verfolgt. Am vergangenen Freitag hatte ich die große Ehre und Freude die Rückgabe von mehr als siebzig peruanischen Kulturgütern durch das Auswärtige Amt zu Empfangen. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man durch Diplomatie und Zusammenarbeit unser kulturelles Erbe bewahren kann, einen Reichtum, den wir von unseren Vorfahren erhalten haben, und ein Vermächtnis für künftige Generationen. Wir werden weiterhin mit den deutschen Behörden in dieser Thematik eng zusammenarbeiten.
Überdies möchte ich den Wunsch Perus ausdrücken, die Beziehungen zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und seinen peruanischen Partnerinstitutionen zu stärken. Wir hoffen einen passenden Rahmen zu schaffen, der Experten aus beiden Ländern sowohl den Austausch von wissenschaftlichen Kenntnissen und Fachwissen ermöglicht, als auch die Durchführung von gemeinsamen archäologischen Forschungs- und Wiederinstandsetzungsprojekten zu fördern. Vor diesem Hintergrund bedanke ich mich für die große Hilfsbereitschaft des DAI sehr, die Anstrengungen der peruanischen Behörden um die Wiederinstandsetzung von Teilen der Festung von Kuélap in der Region Amazonas im Norden perus zu unterstützen.
Lassen sie mich ebenfalls auf die bevorstehende Eröffnung der Ausstellung der Kulturgüter Amerikas im Humboldtforum aufmerksam machen. Wir betrachten das Humboldtforum als einen besonders geeigneten Ort für den Dialog zwischen den Kulturen der Welt, in welchem Peru eine aktive Teilnahme bewahren möchte. Die basis ist sicherlich schon da. Allein das ethnologische Museum Dahlem bewahrt auf eine sehr sorgfältige Weise mehr als 70,000 Exponate des Antiken Perus. Weitere Exponate sind in Museen in ganz Deutschland zu finden. Wir sind bereit und auch sehr gespannt darauf, an diesem Dialog teilzunehmen.
Ein großes Dankeschön an die deutsche Botschaft in Lima für die tolle Zusammenarbeit in alle diesen Jahren ist auch ein absolutes muss. Zusammen mit Botschaftern Jörg Ranau und Stefan Herzberg, der seinen Dienst in Peru gerade vor wenigen Tagen beendet hat und erfreulicherweise mit seiner Gattin heute hier anwesend ist, um zusammen zu feiern, haben wir hand in Hand für die interessen beider unserer Länder gearbeitet. Ich will auch meinen Dank an alle Kollegen im Auswärtigen Amt ausdrücken, insbesondere an Frau Botschafterin Marion Schuegraf und ihr Team, für Ihren Enthusiasmus und harte Arbeit für mein Land und ja, auch für ganz Lateinamerika.
Abschließend gilt meine Anerkennung an Alle Personen und Institutionen, die diese offizielle Veranstaltung enthusiastisch unterstützt und mitgetragen haben. ein ganz ganz besonderer Dank geht an Frau Marie-Christine von Hahn und die AURUBIS AG, dem Hauptsponsor dieses Empfangs; als auch an alle anderen Sponsoren, deren Namen sie im Menüblatt finden.
Zu guter Letzt bedanke ich mich bei Pfarrer Klaus Limburg und der Katholischen Mission der spanischen Sprache in Berlin, für das wunderbare Te Deum, welches heute Morgen für Peru zelebriert wurde. Sie alle, zusammen mit meinem kleinen, aber leistungsstarken Team, haben es möglich gemacht, dass wir heute zu dieser Feier zusammenfinden.
Liebe Freunde,
erlauben Sie mir nun, für das Wohlergehen Perus, für seinen 201. Geburtstag, für das Wohlergehen Deutschlands und für die deutsch-peruanische Freundschaft unsere Gläser zu erheben.
¡Viva Alemania, viva el Perú!
Herzlichen Dank und ¡salud!