Am letzten 24. September 2019 feierte die Republik Chile das 209. Jubiläum ihrer Unabhängigkeit in der Stadt Berlin. Die Botschafterin von Chile in Deutschland, I.E. Cecilia Mackenna Echaurren, mehrere Beamte der Bundesregierung, Funktionäre des diplomatischen Corps, Vertreter der größten deutschen politischen Parteien und der deutschen Industrie, ihre chilenischen Mitbürger, sowie die Freunde Chiles zur Begehung des chilenischen Feiertags ein.
In ihrer Rede erwähnte die Botschafterin Mackenna nicht nur die Hintergründe, die vor 209 Jahren zur Unabhängigkeit Chiles geführt haben, sondern auch den Besuch von Präsidenten Piñera in Berlin und Hamburg, die Teilnahme Chiles als offizielles Partnerland an der Berlinale 2020 und die Organisation des Wirtschaftsgipfels APEC und des Klimagipfels COP25 in Chile.
Nachfolgend finden Sie die vollständige Transkription der Rede von Botschafterin Mackenna:
(Anrede)
Ich möchte Ihnen für Ihre Anwesenheit auf dieser Feier anlässlich unseres Nationalfeiertages danken. Chiles Unabhängigkeit jährt sich zum 209. (zwei hundert neunten) Mal, was uns mit Freude erfüllt, uns aber auch vor komplexe Herausforderungen stellt.
Es gibt Grund zum Feiern: Chile ist ein politisch stabiles Land mit einer gesunden Wirtschaft und einem Rechtsstaat, dessen Institutionen solide arbeiten. Ein Land, in dem Chilenen und Ausländer harmonisch miteinander leben, obwohl wir auch nicht die große Herausforderung ignorieren können, die der derzeitige Stand der Migration für unseren öffentlichen Sektor bedeutet.
Obwohl unsere Wirtschaft in die Weltwirtschaft integriert ist und ihrem Auf und Ab unterliegt, zeigt sie mit Chile ein Land, das wächst und sich entwickelt. Jeden Tag exportieren wir mehr Produkte in mehr Märkte und bleiben dem Freihandel weiterhin stark verpflichtet.
Die Beziehungen mit Deutschland als unser wichtigster Handelspartner in Europa konnte in den vergangenen 12 Monaten wichtige Meilensteine verzeichnen, was für die prägende Dynamik dieser Beziehungen spricht. An erster Stelle ist der Besuch des Präsidenten Sebastián Piñera in Berlin und Hamburg zu erwähnen; im Rahmen dieses Anlasses wurden wichtige Abkommen in den Bereichen Energie, Wirtschaft, Kultur und Verteidigungspolitik unterzeichnet.
Im Anschluss fanden im Verlauf dieses Jahres Besuche der Minister für Energie, Umwelt, Auswärtige Beziehungen, Verkehr, Bau und Bergbau statt. Jeder einzelne dieser Besuche bezieht sich auf Bereiche der bilateralen Beziehungen, in denen es möglich ist stärkere Bindungen auszubauen. So nähern wir uns dem Ziel an, das Präsident Piñera aufgestellt hat: Beendigung der Armut und Erreichen einer vollständigen Entwicklung zum Nutzen aller Chileninnen und Chilenen. Hinzu kommt eine bedeutende Anzahl von Delegationsreisen verschiedenster Art, die in den letzten 12 Monaten stattgefunden haben.
Aber die Dynamik der Beziehungen kommt nicht einzig und allein durch die Arbeit offizieller Instanzen zum Ausdruck. Über den täglichen und ständigen Kontakt zwischen Akademikern, Künstlern, Handelskammern, Wissenschaftlern, zahlreichen Gemeinschaften, Unternehmern, Studierenden und Fachkräften –um nur einige zu nennen- festigen sich diese Bindungen und nähern unsere Länder einander weiter an.
So konnten wir im Kulturbereich Ausstellung und Auftritte junger chilenischer Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen bildende Kunst, Musik, Film und Literatur durchführen. Besondere Erwähnung kommt hier den Konzerten des chilenischen Jugendsinfonieorchesters in Kassel und Berlin zu, die von der deutschen Presse sehr positiv kommentiert wurden.
Im kommenden Februar hoffen wir Chile wortwörtlich in Berlin “projizieren” zu können. Das liegt daran, dass Chile Partnerland der Berlinale 2020 (zweitausend zwanzig) sein wird, wodurch wir nicht nur die Fortschritte des chilenischen Films auf internationaler Ebene zeigen, sondern Chile auch als Land mit einem großen Tourismusangebot darstellen können, das auf den Begriff der Nachhaltigkeit setzt.
Im Bereich Wirtschaft und Handel zeigte sich die Dynamik unserer bilateralen Beziehungen in zahlreichen Delegationsreisen in beiden Richtungen; hier sind vor allem die baldigen Reisen des Staatssekretärs Nussbaum und von Vertretern des Wirtschaftsministeriums des Freistaates Bayern zu nennen, der über so enge Beziehungen zu Chile verfügt, dass er sogar eine Repräsentanz in unserem Land hat.
Unsere steigende und diversifizierte Teilnahme an den wichtigsten Messen Deutschlands ist ein weiteres Beispiel für die Dynamik unserer Beziehungen. Im Oktober werden wir in München einen „Innovation Summit“ veranstalten, der grundlegende Themen der zukünftigen Agenda in den Bereichen technologische Innovation, künstliche Intelligenz, Start-ups, Forschung in Wissenschaft und Technologie und weitere behandeln wird. Bei all dem ist die Rolle ProChiles von grundlegender Bedeutung für die Arbeit der Botschaft.
Sowohl auf der globalen als auch auf der regionalen Agenda wird dieses Jahr ein besonders aktives Jahr für Chile gewesen sein. Im November wird unser Land Veranstaltungsort des APEC-Gipfels sein. In Santiago werden die größten Wirtschaften des Asien-Pazifik-Raums zusammenkommen; wir wissen, welchen Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt sie darstellen. Ungeachtet der Einschränkungen des Handels, die wir in den letzten Monaten feststellen konnten, ist die Mehrheit der Wirtschaften der APEC weiterhin dem Freihandel als wichtiger Wachstumsmotor verpflichtet.
Im Dezember findet in Chile die COP25 statt, eine hohe Herausforderung aus organisatorischer sowie politischer Sicht. Es werden nicht nur Treffen unter dem Dach der Vereinten Nationen von mehr als 30.000 Vertretern aus verschiedenen Ländern, von internationalen Organisationen und der Inoffizielle Übersetzung
Zivilgesellschaft stattfinden, sondern wir müssen die komplexe Aufgabe meistern, im Verhandlungsprozess den Vorsitz zu haben, um Abkommen in einem Thema zu fördern, das sich jeden Tag als dringlicher darstellt: der Klimawandel. Dort bestehen immer noch sehr unterschiedliche wenn nicht gar entgegensetzte Positionen.
Auch hier konnten wir auf die wichtige Unterstützung Deutschlands setzen, eines Landes, mit dem wir gemeinsame Positionen teilen, wodurch wir auf dem Petersberger Dialog auf Einladung von Bundeskanzlerin Merkel zusammen arbeiten konnten.
Auf regionaler Ebene beobachten wir mit großem Interesse die Lateinamerika-Initiative, die von Bundesaußenminister Maas ins Leben gerufen wurde. Sie füllt eine Lücke in der deutschen Außenpolitik. Chile hat sie von Beginn an unterstützt. Es ist wichtig, dass ihre Umsetzung durch spezifische Projekte in Themenbereichen begleitet wird, die von und für die Region als Priorität eingestuft wurden. Es wäre auch wichtig, dass diese Initiative Unternehmer dazu ermutigt, ihre Investitionen in unserer Region auszubauen. In der Eröffnungsveranstaltung zur Initiative hat ein Bericht von McKinsey offenbart, dass die Investitionen in unseren Ländern niedrig sind. Das muss sich ändern, insbesondere um die Entwicklung kleiner und mittelständischer Unternehmen zu erleichtern, die eine Stütze unserer Wirtschaften sind. Chile vertraut darauf, dass diese Initiative auch in Besuchen hochrangigster Vertreter aus Deutschland mündet.
Vor genau 30 Jahren haben sowohl Deutschland als auch Chile im Jahr 1989 besonders bedeutende Momente für die Stärkung demokratischer Werte und persönlicher Freiheiten erlebt. Der Aufwind des Populismus in den letzten Jahren ist ein besorgniserregendes Zeichen, das klar unterstreicht, wie wichtig es ist, sich stets für die Demokratie einzusetzen. Diese Aufgabe obliegt uns allen.
Abschließend möchte ich Worte des Dankes an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Botschaft, der Konsulate und der Handelsbüros richten, die Chile in Deutschland repräsentieren. Ohne sie wäre diese Aufgabe nicht möglich.
Vielen Dank und allen einen schönen Nationalfeiertag!