Der World Health Summit findet vom 27. – 29. Oktober 2019 in Berlin statt

Der World Health Summit ist eine der international bedeutendsten Konferenzen für globale Gesundheitsfragen. Wir haben mit dem Geschäftsführer Dr. Jörg Heldmann über die Konferenz und die Beteiligung der spanischsprachigen Welt gesprochen.

Aviso de bienvenida a la Cumbre Mundial de la salud en Berlín. (Imagen cortesía de WHS).

Hispanovisión: Herr Heldmann, in kurzen Worten, worum geht es beim World Health Summit?

Dr. Jörg Heldmann: Es geht darum, Experten aus allen Bereichen zusammenzubringen um die Weltgesundheit zu verbessern. Es gibt viele Menschen und Organisationen, deren Arbeit Einfluss darauf hat, wie gesund Menschen sind – nicht nur Gesundheitspersonal, sondern auch Politiker, die Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und natürlich Wissenschaftler. Wir glauben, dass das Zusammenbringen all dieser Akteure ein Schlüssel dazu ist, Lösungen für die drängendsten Probleme im Bereich global health zu finden. Denn nur so haben sie die Möglichkeit, ihre diversen Fachkompetenzen zu vereinen, Handlungen zu koordinieren und das meiste aus begrenzten Ressourcen herauszuholen.

H.: Erzählen Sie uns ein bisschen über die Geschichte des World Health Summit.

J.H.: Der World Health Summit wurde im Jahr 2009 zum 300-jährigen Jubiläum der Berliner Charité, einer der größten Universitätskliniken in Europa, gegründet. Das war ein ganz neuer Ansatz, Experten aus den verschiedenen Bereichen zusammenzubringen. Der Bedarf schien groß zu sein: seitdem ist die Konferenz stetig gewachsen. 2018 Jahr haben wir unser 10-jähriges Bestehen gefeiert. Dieses Jahr erwarten wir 300 Sprecher und gut 2.500 Teilnehmer aus über 100 Ländern.

H.: Welche Bedeutung hat dieser Gipfel im weltweiten Kontext?

J.H.: Die Entwicklung in diesem Bereich ist sehr erfreulich, Regierungen und internationale Organisationen sind zunehmend aktiv in global health. Sowohl für Einzelpersonen als auch für Gesellschaften ist nichts wichtiger als Gesundheit. Wir sagen, dass Gesundheit mehr als Medizin ist – das bestreitet auch niemand, allerdings ist die Gültigkeit dieses Statements in den vergangenen 10 Jahren zunehmend deutlich geworden u.a. an der Verbreitung von nicht-übertragbaren Krankheiten, die mitunter auf den Lebensstil der Menschen aber auch Umwelt- und sozioökonomische Einflüsse zurückgehen. Wenn wir nachhaltig Erfolg haben wollen, müssen Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und der Privatsektor zusammenarbeiten. Wir sind stolz darauf, hierfür eine anerkannte und international relevante Plattform bieten zu können.

H.: Hat die Konferenz dieses Jahr einen bestimmten Themenschwerpunkt?

J.H.: Wir haben mit Absicht ein sehr vielfältiges Programm. Ziel ist es, die verschiedenen Themenfelder und deren Communities zusammenzubringen. Diese reichen von biomedizinischer Grundlagenforschung über ordnungspolitische Aspekte, technologische Entwicklungen bis hin zu den Auswirkungen von Konflikten und Migration. Dennoch gibt es jedes Jahr einige Themen, die mehr im Vordergrund stehen. Dieses Jahr zum Beispiel ist ein ganz wichtiges Thema der Klimawandel, aber es geht auch um die allgemeine globale Gesundheitsversorgung, digitale Gesundheit und vernachlässigte Tropenkrankheiten.

Dr. Jörg Heldmann, Director de World Health Summit (Imagen cortesía de WHS).

H.: Warum und seit wann haben Sie sich dafür entschieden, für den World Health Summit zu arbeiten?

J.H.: Ich bin vor knapp acht Jahren an die Charité gekommen und habe beim Aufbau der Marke „World Health Summit“, unseres riesigen Netzwerks und den Strukturen helfen dürfen. Es ist sehr belohnend zu sehen was sich in den vergangenen Jahren im Bereich global health in Deutschland, Europa und international getan hat. Die jungen Generationen sind immens begeisterungsfähig für ein solches humanitäres Thema und die dafür benötigte internationale und interdisziplinäre Kooperation. Es ist sehr schön, wenn man einer sinnstiftenden Arbeit nachgehen darf. Und natürlich wenn man – wie ich mit Prof. Detlev Ganten und Prof. Heyo Kroemer – tolle Chefs hat.

H.: Wie haben sich die Zahlen der Teilnehmer aus dem spanischen Sprachraum in den letzten elf Jahren entwickelt?

J.H.: Wir sind stolz darauf, dass sich die Beteiligung der spanischsprachigen Welt über die Jahre gesteigert hat. Besonders in diesem Jahr freuen wir uns auf die Beiträge von mehreren sehr hochrangigen Sprechern aus Lateinamerika. Zum Beispiel wird Costa Ricas Vizepräsidentin Epsy Campbell Barr über Gender Equality sprechen, und der paraguayische Gesundheitsminister Julio Daniel Mazzoleni Insfrán darüber wie Gesundheitssysteme verbessert werden können. Alle Informationen und Updates sind auf unserer Website und im Programm.

Wichtig beim World Health Summit sind aber traditionell auch die Pausen: Denn da haben die Teilnehmer die Gelegenheit, mit den Sprechern zu diskutieren und sich gegenseitig kennenzulernen. Es sind schon unzählige Kooperationen auf dem World Health Summit entstanden.

Póster oficial de la invitación a la Cumbre Mundial de la Salud (Imagen cortesía del World Health Summit 2019).

H.: Welche Verbindungen hatten Sie mit der spanischsprachigen Welt – abgesehen von der allgemeinen Kultur?

J.H.: Ich bin im Rahmen meines Studiums für ein Jahr in Montevideo, Uruguay, an der Universität gewesen und später dann nochmal für einige Monate in Havanna, Kuba, für einen Forschungsaufenthalt. Ich fühle mich mit der Region Mittel- und Südamerika und Karibik sehr wohl verbunden.

H.: Jedes Projekt bewirkt Kritik und Zustimmung, aber hat der World Health Summit überhaupt Kritik erhalten? Wenn ja, von wem und mit welchen Argumenten?

J.H.: Konstruktive Kritik ist generell eine gute Sache. Beim World Health Summit haben ja alle ein gemeinsames Ziel: Nämlich die Weltgesundheit zu verbessern. Die Wege dahin können unterschiedlich sein, doch da können die verschiedenen Bereiche aus unserer Sicht voneinander profitieren. Sie müssen es sogar, denn weder die Politik, noch die Zivilgesellschaft, noch die Wissenschaft und auch nicht die Wirtschaft können das alleine bewerkstelligen. Zusammenarbeit ist das A und O. Wir wollen zum Beispiel, dass sich gewinnorientierte Unternehmen damit befassen, wie sie die Welt gesünder gestalten können. In diesem Jahr sind die wirtschaftlichen Einflussfaktoren von Gesundheit und Möglichkeiten, wie das Gesundheitswesen und die Wirtschaft gut zusammenarbeiten können, explizit eines unserer Themen.

H.: Neben dem World Health Summit finden jedes Jahr regionale Treffen statt. Was sind da die Ziele?

J.H.: Jedes Jahr im Frühling gibt es ein Regional Meeting woanders auf der Welt. Diese Konferenzen werden von Mitgliedern der M8 Alliance ausgerichtet und organisiert. Die M8 Alliance ist das akademische Netzwerk des World Health Summit mit 25 führenden Universitäten, Gesundheitszentren und allen Nationalen Akademien der Wissenschaften weltweit. Gesundheit ist in der Tat eine globale Herausforderung und betrifft die Menschen auf der ganzen Welt. Gleichzeitig gibt es in verschiedenen Regionen unterschiedliche gesundheitliche Prioritäten. Bei den World Health Summit Regional Meetings rücken diese lokalen und regionalen Themen in den Vordergrund. Die Mitglieder der M8 Alliance bringen hier ihre akademische Erfahrung und regionale Perspektive ein; nächstes Jahr erstmals auf dem afrikanischen Kontinent vom 27.-28 April 2020 in Kampala, Uganda.