Am Nationalfeiertag von Brasilien stieß S.E. Roberto Jaguaribe auf dem Ausbau der Beziehungen zwischen dem Mercosur und der Europäischen Union an

Er unterstrich auch das Engagement des Präsidenten Bolsonaro mit dem Pariser Abkommen und auch mit den 10 Millionen Brasilianern mit deutschen Vorfahren

S.E. Roberto Jaguaribe, Botschafter der Föderativen Republik Brasilien, im Züge seiner Rede am 10. September 2019

Am Donnerstag 10. September 2019 fand die brasilianische Nationalfeier in der Botschaft der Föderative Republik Brasilien statt. Diese Feier begeht die Unabhängigkeitserklärung Brasiliens im Jahr 1822.

Der Botschafter von Brasilien, S.E. Roberto Jaguaribe, hieß alle Gäste willkommen und erinnerte daran, dass der brasilianische Unabhängigkeitstag offiziell am 7. September gefeiert wird. Er erklärte auch, was es heißt, Brasilianer zu sein. Diese waren die Wörter, die der Botschafter Jaguaribe an die Gäste gerichtet hat:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Freude begrüße Sie alle zum heutigen Empfang. Am siebten September begehen wir die Unabhängigkeit unseres Landes und das regt uns dazu an, darüber nachzudenken, was es heißt, Brasilianer zu sein, was unser Land ausmacht und definiert.

Brasilien ist ein Land mit vielen ethnischen, kulturellen und religiösen Wurzeln. Dies war entscheidend dafür, dass wir ein Land der Inklusion, der Akzeptanz, der Großzügigkeit und in erster Linie der Toleranz wurden, was eine wesentliche Eigenschaft für ein so vielfältiges Land darstellt. Brasilien ist entschlossen, seine Wirtschaft zu modernisieren und in der Weltwirtschaft eine dynamische Rolle zu übernehmen. Dabei können wir immer auf unsere Freunde zählen, unter denen Deutschland eine herausragende Stellung einnimmt.

Wir sind durch alte und vielfältige Bande verbunden. Noch vor der formalen Gründung unserer beiden Staaten kamen die ersten deutschen Einwanderer. Heute gibt es mehr als 10 Millionen Brasilianer deutscher Abstammung. Sportler, Künstler, Models, Wissenschaftler, Politiker, Denker, Schriftsteller, Militärs, Diplomaten und sogar Präsidenten. Umgekehrt haben wir eine bedeutende brasilianische Gemeinde in Deutschland, die unsere Kultur und Lebensfreude hierherbringt und zugleich Chancen sucht, zum Fortschritt dieser großen Nation beizutragen.

Obwohl ich keine deutschen Vorfahren habe, ist die Geschichte meiner Familie reich an Beziehungen zu diesem Land. Mein Großvater, Offizier, Naturforscher und Geograf, wurde mit der Humboldt-Medaille ausgezeichnet und meinem Vater, einem großen brasilianischen Denker, wurde die Ehrendoktorwürde der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz verliehen.

Deutsche Unternehmen sind seit mehr als 150 Jahren in Brasilien aktiv. Das Land trug maßgeblich zum Aufbau, zur Entwicklung und Konsolidierung der brasilianischen Industrie bei, so wurde São Paulo zum größten deutschen Industriestandort außerhalb Deutschlands.

Wie die anderen Länder des Mercosul haben wir solide und weit zurückreichende Beziehungen mit Europa. Brasilien ist nach den USA das zweitwichtigste Empfängerland kumulierter ausländischer Direktinvestitionen aus der Europäischen Union. Wir sind der größte lateinamerikanische Investor in der Europäischen Union. Nach 20 Jahren haben wir die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen dem Mercosul und der Europäischen Union abgeschlossen, was zweifellos dem bilateralen Handel und Investitionen neue Impulse verleihen wird.
Meine Damen und Herren,

Die Partnerschaft unserer Länder bedeutet auch, dass wir die Welt auf eine ähnliche Weise betrachten, wir sind der Achtung der Freiheit und Demokratie verpflichtet. Wir haben unsere Übereinstimmungen in der gemeinsamen Erklärung unterstrichen, die während des Besuchs von Bundesaußenminister Heiko Maas in Brasilien im April dieses Jahres veröffentlicht wurde. Auch Entwicklungsminister Gerd Müller stattete Brasilien einen sehr positiven Besuch ab. In den nächsten 30 Tagen erwarten wir den Besuch der brasilianischen Umwelt- und Landwirtschaftsminister in Deutschland, und auch der Außenminister soll noch vor Ende des Jahres kommen.

Auf internationaler Ebene engagieren sich unsere Länder für die notwendigen Reformen der globalen politischen Governance. Brasilien und Deutschland setzen sich gemeinsam mit Indien und Japan weiterhin für eine Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ein.

Die Tatsachen sprechen für sich: Brasilien ist eine Umweltmacht mit den größten Reserven an Tropenwäldern, genetischen Ressourcen und Süßwasser der Welt. Präsident Bolsonaro bekräftigte, dass wir im Übereinkommen von Paris verbleiben und illegaler Abholzung weiterhin mit einer Nulltoleranz-Politik entgegentreten. Mehr als 60% unseres Staatsgebiets sind von ursprünglicher Vegetation bedeckt. Unser Strommix ist zu 80% erneuerbar, und unser Gesamtenergiemix zu mehr als 42%.

Mit Deutschland pflegen wir in diesem Bereich wichtige und bewährte Kooperationen, wie das Umweltkataster und den Amazonienfonds. Der Erhalt der Umwelt hat eine grundlegende und absolute Priorität. Es gibt in diesem Bereich jedoch auch viele Fehlinformationen und Missverständnisse. Es ist daher wesentlich, diese Probleme zu entmystifizieren, die erzielten Fortschritte und die bestehenden Herausforderungen anzuerkennen. Präsident Jair Bolsonaro führte kürzlich ein sehr positives Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Brände im Amazonasgebiet und in anderen Naturräumen Lateinamerikas und der Welt. Unsere heutige Herausforderung besteht darin, die Partnerschaften im Bereich der Umwelt auch mit Deutschland zu überarbeiten und zu verbessern.

Meine Damen und Herren,

Brasilien und Deutschland sind seit langem befreundet und so gibt es große Schnittmengen und viele Gemeinsamkeiten. Ich bin sicher, dass wir unsere Beziehungen in den kommenden Jahren weiter intensivieren und ausbauen können.
Und so erhebe ich mein Glas, um auf die Stärkung unserer bilateralen Beziehungen und der Bande zwischen Mercosul und der Europäischen Union anzustoßen.

Vielen Dank!“