Sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter,
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete
Sehr geehrte Staatsekretärinen und Sekretäre
Meine Damen und Herren,
Herzlich willkommen in der Brasilianischen Botschaft! Vielen Dank, dass Sie uns anlässlich unseres Nationalfeiertages mit Ihrer Anwesenheit beehren. Dieses Jahr ist für uns besonders wichtig, da wir den Zweihundertsten Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens begehen.
Die Herausbildung einer Nation ist ein permanenter Prozess. In Falle Brasiliens gibt es noch Vieles zu tun und auch Vieles worauf stoltz zu sein. Mehrere Akteure haben dazu beigetragt, sowohl institutionelle als auch Einzelpersonen. Viel haben wir in Brasilien unserer Diplomatie zu verdanken. Sie war grundlegend für die Konsolidierung unserer Unabhängigkeit und den Aufbau des Landes, ganz besonders in zweierlei Hinsicht:
1) zum einen galt es, die Anerkennung des neuen Staates und unserer Nation auf der internationalen Bühne zu erreichen – vor allem in Europa, wo die konservative, im Wiener Kongress festgelegte Weltordnung den Kolonialismus vehement stützte.
2) Und zum anderen mussten unsere eigenen Grenzen festgelegt werden, geografisch aber in gewisser Weise auch die unseres Handlungsbereichs. Dadurch haben wir auf friedliche Weise die Grenzen des Landes festgelegt, ohne dass hierfür finanzielle Mittel bereitgestellt oder gar Trupps mobilisiert werden mussten.
Der Verhandlungsprozess selbst, aber auch viele andere gemeinsame Interessen, haben uns unseren Nachbar nähergebracht. Sie haben auch die Errichtung einer regionalen Friedens- und Sicherheitsordnung und einem guten Zusammenleben mit unseren Nachbarn begünstigt.
Die brasilianische Diplomatie hat dabei eine zentrale Rolle gespielt und damit das Fundament für eine pragmatische Außenpolitik gelegt, die den Fokus auf Verhandlungen und diplomatisches Handeln legt.
Die große Vielfalt unserer Wurzeln und unserer kulturellen Vielfalt sowie die Ähnlichkeit unserer sozialen und entwicklungspolitischen Herausforderungen erleichtern Brasilien zugleich den Dialog mit anderen Ländern und Kulturen und helfen uns, die Legitimität unterschiedlicher und sogar divergierender Positionen zu erkennen.
Das unabhängige Brasilien ist die Konsolidierung eines nationalen Anspruchs, aber auch die Folge von Prozessen und Ereignissen in Europa. Seit jeher hat Europa eine besondere Rolle für die politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens gespielt.
Die langjährigen, vielfältigen und engen deutsch-brasilianischen Beziehungen sind eines der wichtigsten Kapitel in diesem intensiven Austausch mit Europa.
Die Anfänge dieser Beziehungen reichen bis in das Sechzehnte Jahrhundert zurück, als die ersten Deutschen nach Brasilien kamen. Es waren anfangs Seeleute und Söldner, welche Abgesandte des portugiesischen und französischen Hofes begleiteten.
Später – einige Jahre nach der Unabhängigkeit – waren es dann Wissenschaftler und Künstler, die sich für Brasilien interessierten und Expeditionen unternahmen, um die Flora und Fauna zu erforschen und die menschlichen Lebensformen in den verschiedenen Regionen des Landes zu dokumentieren. Diese Wissenschaftler und Künstler erwiesen sich als unentbehrlich, damit das junge Land, das wir waren, beginnen konnte, sich selbst kennen zu lernen.
In der zweiten Hälfte des Neunzehnten und der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts nahm Brasilien eine große Zahl deutscher Einwanderer auf, die einen unschätzbaren Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes leisteten.
Heute gibt es 12 (zwölf) Millionen Brasilianermit deutschen Würzeln, die ihren Teil dazu beitragen, die bilateralen Beziehungen noch bedeutender und dynamischer zu gestalten. Andererzeits entwickelt sich ein wachsende und blühende brasilianische Gemeinschaft in Deutschland. Ich freue mich sehr über die Anwesenheit vertretern beider Gruppen heute hier.
Die brasilianische Regierung ist nach wie vor bestrebt, die Beziehungen zu Deutschland zu vertiefen und auszubauen, unter anderem durch die Stärkung des bilateralen Dialogs.
Das Wesen einer gereiften und für beide Seiten vorteilhaften Beziehung bietet eine solide Grundlage für einen Ausbau der Partnerschaft. Gerade die Herausforderungen der Gegenwart bieten neue Möglichkeiten für eine weitere Annärung beider Länder. Der Klimawandel, das Streben nach Nachhaltigkeit in der Energieerzeugung und die Bedrohungen für die Weltgesundheit sollten gemeinsam angegangen werden.
Europa befindet sich heute in einer neuen Krise, deren Auswirkungen über seine geografischen Grenzen hinausgehen und für deren Bewältigung es die Hilfe anderer Länder und Regionen benötigt.
Die Stärkung der Beziehungen zu Lateinamerika und Brasilien ist Teil der Lösung dieser Probleme, insbesondere im Hinblick auf die Verlässlichkeit erneuerbarer Energiequellen.
Die Hebung dieses Potenzials für die Zusammenarbeit erfordert jedoch auf beiden Seiten pragmatisches Handeln ganz im Einklang mit den Traditionen unserer Partnerschaft.
Zugleich hat die Krise in Europa die Polarisierungstendenzen auf internationaler Ebene noch verschärft. Brasilien beobachtet diese Entwicklungen mit Sorge.
Eine mögliche neue Aufteilung der Welt in Blöcke würde eine Ablehnung der Vielfalt und der multilateralen Werte bedeuten, welche die Grundsätze und Grundbedingungen der brasilianischen Außenpolitik und unseres internationalen Handelns darstellen.
Sie würde auch neue Hindernisse für die Lösung wichtiger globaler Probleme schaffen.
In der Vergangenheit war Deutschland“ für seine Fähigkeit als Moderator und Vermittler bekannt. Heute hoffen wir, dass sie erneut dazu beitragen wird, Brücken zu bauen.
Anlässlich des zweihundertsten Jahrestages der Unabhängigkeit Brasiliens erinnern wir an die Entschlossenheit, mit der unsere Vorfahren die schwierigen Aufgaben zur Gestaltung des neuen Landes in Angriff nahmen.
Diese Erinnerung stärkt unser Vertrauen in den Dialog und die Suche nach Verständigung. Der praktische Sinn, der bei der Gestaltung unserer Beziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu Deutschland, vorherrschte, leitet uns weiterhin bei der Suche nach Gemeinsamkeiten.
Der gegenseitige Respekt, gemeinsame Werte wie die Förderung der Menschenrechte, die Verteidigung der multilateralen Ordnung und das Bekenntnis zur Demokratie müssen den roten Faden bei dieser Suche bilden.
Genauso müssen wir anerkennen, dass auch unterschiedliche Ansichten ihre Berechtigung haben – nicht nur zwischen uns, sondern auch gegenüber Dritten.
Das reiche Erbe aus engen Verbindungen, Affinitäten und Vertrautheit, welches im Laufe der langen Geschichte unserer Beziehungen entstanden ist, ist hierfür von grundlegender Bedeutung.
Es obliegt unseren Regierungen, nicht nur die Beziehungen untereinander zu steuern und zu nähren, sondern auch den Austausch, der in seinem Kern weniger aus den Beziehungen zwischen Regierungen besteht als vielmehr aus denen zwischen Staaten und Gesellschaften.
Lassen Sie uns anstoßen auf den stetigen Fortschritt Deutschlands, Brasiliens und unserer Beziehungen.
Ich möchte Sie zudem einladen, die Ausstellung Foto Synthese des brasilianischen Fotografen Ricardo de Vicq zu besuchen, die die Schönheit des Atlantischen Waldes feiert.
Abschließend möchte ich Sie einladen, die brasilianischen Speisen und Getränke die wir heute anbieten zu geniessen. Sie werden allen einen Vorgeschmack auf die besten brasilianischen Geschmacks Richtungen geben.
Ich danke Ihnenn